Die Biosphärenreservate als Wegbereiter für eine nachhaltigere Zukunft

Bei den Biosphärenreservaten der UNESCO handelt es sich um Regionen, die eine Zukunft anstreben, in der die Menschen in Verbindung mit ihrem Ökosystem leben. Diese Idee gewinnt zusehends an Aktualität. Entstanden ist sie anlässlich der Diskussionen im Zusammenhang mit dem UNESCO-Programm «Der Mensch und die Biosphäre», dem ersten internationalen Programm, das sich bereits seit 1970 mit der nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzt. An der 4. Weltkonferenz der Biosphärenreservate, die im März 2016 in Lima stattfand, wurde das erste Programm der Vereinten Nationen verabschiedet, das die Ziele der Agenda 2030 praktisch umsetzt.

Am 14. April 2016 eröffnete der internationale Starkoch Gaston Acurio im sonnigen Lima die 4. Weltkonferenz der Biosphärenreservate vor 1000 Personen aus 115 Staaten. Allein der Umstand, dass diese Konferenz, die im Zusammenhang mit einem Programm der sogenannten exakten Wissenschaften steht, von einem Koch eröffnet wurde, ist ein klares Symbol für die Innovationskraft der Biosphärenreservate. Er zeigt auch, dass sich ihr Netzwerk einem integrativen und ganzheitlichen Ansatz der nachhaltigen Entwicklung verschrieben hat. Die Küche verbindet die landwirtschaftliche Produktion mit der Natur, die Tradition mit der Innovation und ist eine Quelle neuer Ideen und Lösungen für eine Zukunft, in der die Menschen ihren Platz im Ökosystem auf nachhaltige Weise einnehmen.

Die vier Tage dieses grossen internationalen Treffens mit lokalen Vertreterinnen und Vertretern fanden in einer herzlichen Atmosphäre statt und dienten neben einem Erfahrungsaustausch der Ausarbeitung der Erklärung und des Aktionsplans von Lima. Diese Dokumente stellen die Strategie des internationalen Netzwerks der Biosphärenreservate und des Programms «Der Mensch und die Biosphäre» für die kommenden zehn Jahre dar. Die Vision ist eine Welt, in der sich die Menschen ihrer gemeinsamen Zukunft bewusst sind und gemeinsam handeln, um prosperierende Gesellschaften in Harmonie mit der Biosphäre aufzubauen. Um dies zu erreichen, muss die Suche nach innovativen Lösungen gefördert werden, die das nachhaltige Management der Biodiversität und der lokalen natürlichen Ressourcen begünstigen und als Modelle für die nachhaltige Entwicklung auf internationaler Ebene dienen. Die Entwicklung von neuen politischen Strategien, Technologien und Erfindungen in Regionen, in denen die Bevölkerung aktiv die Harmonie mit der Natur sucht, muss befürwortet und unterstützt werden.

Die stellvertretende Generaldirektorin für Naturwissenschaften bei der UNESCO, Flavia Schlegel, hat beim Abschluss der Konferenz darauf hingewiesen, dass die Biosphärenreservate für die Vereinten Nationen ein einmaliges Modell für die praktische Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung und der Agenda 2030 sind. Die Erklärung und der Aktionsplan von Lima bilden einen wichtigen Rahmen für alle Akteure, die am Management der Biosphärenreservate beteiligt sind: Staaten, lokale Behörden, indigene Gemeinschaften, Jugendliche und Privatsektor.

In Peru waren die Biosphärenreservate ausschlaggebend für eine landwirtschaftliche Revolution, aus der eine weltweit bekannte Küche hervorgegangen ist, die den ländlichen Gegebenheiten, den lokalen Getreidesorten, der Biodiversität und den Traditionen Rechnung trägt. Genauso sind auch alle anderen Regionen dieses internationalen Netzwerks und ihre Einwohnerinnen und Einwohner eine Quelle für bedeutende zukunftsweisende Lösungen. Dank den praktischen Beispielen, die von der Bevölkerung dieser Regionen umgesetzt werden, sind die Biosphärenreservate weltweit Webbereiter für eine gerechtere und nachhaltigere Entwicklung.

Auch die beiden Biosphärenreservate der Schweiz (Entlebuch und Engadin – Val Müstair) tragen massgeblich zur Suche nach innovativen Lösungen für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit bei. Das Biosphärenreservat Entlebuch war in Lima vertreten und nutzte die Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen. Das Ergebnis ist eine nachhaltige Schokolade, die in Zusammenarbeit mit dem peruanischen Biosphärenreservat Gran Pajatén hergestellt wird. Das Projekt «Gaggo Leche» zeigt, wie genussvoll und horizonterweiternd nachhaltige Entwicklung sein kann.


Carlo Ossola, Mitglied der Schweizerischen UNESCO-Kommission

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