Ankündigung des Rückzugs der Vereinigten Staaten und Israels von der UNESCO

Stellungnahme der Schweizerischen UNESCO-Kommission

Die UNESCO ist aus den Aschen des Zweiten Weltkriegs entstanden. Zu glauben, dass die UNESCO nicht politisch ist, wäre ein Missverständnis. Ihre Mitgliedstaaten haben beim Beitritt eine politische Entscheidung getroffen: nämlich, sich solidarisch zu engagieren für die intellektuelle Zusammenarbeit, die Würde jedes Einzelnen sowie das gegenseitige Verständnis im Dienste des Friedens und der nachhaltigen Entwicklung. Die Mitgliedstaaten definieren gemeinsam die Ausgestaltung und Anwendung dieser Politik, indem sie sich in den Entscheidungsgremien der Organisation einbringen. Dieser interkulturelle Dialog zwischen den Staaten ist von grundlegender Bedeutung für die Schaffung eines gemeinsamen Handlungsrahmens. In einer Zeit, in der Populismus und Souveränismus weltweit an Bedeutung gewinnen, ist diese Arbeit wichtiger denn je.

Der Rückzug eines Landes aus der UNESCO ist nicht nur ein politischer Akt, der diesem universellen Ziel schadet, genau sowie eine Instrumentalisierung der Organisation für parteiliche Zwecke. Wir bedauern beides.

Als Unterstützung der globalen zivilgesellschaftlichen Netzwerke der UNESCO ist es Aufgabe der Nationalen UNESCO-Kommissionen, den Mehrwert der Organisation und ihrer Ideale in unseren Gesellschaften aufzuzeigen. Überzeugt von der Bedeutung und Wichtigkeit der UNESCO, führen wir in dem Sinne unser Engagement fort: “[…] für die Weltbürgerschaft, für gemeinsame Forschung im Dienste aller, für die kulturelle Vielfalt als Quelle der Inspiration, für die Bewahrung des Gedächtnisses der Menschheit sowie für den freien Zugang zu Informationen im Sinne der Grundrechte”.

Ich hoffe, dass es uns gelingen wird, gemeinsam mit der künftigen Generaldirektorin der UNESCO zusammenzuarbeiten und sie darin zu unterstützen, die politische Stabilität innerhalb der Organisation wiederzugewinnen sowie die Achtung der professionellen Objektivität und der wissenschaftlichen Exzellenz sicherzustellen, welche die Glaubwürdigkeit der Organisation ausmachen. Wir hoffen, dass die USA und Israel bald wieder an diesen Bemühungen teilnehmen werden.

Jean-Bernard Münch, Präsident der Schweizerischen UNESCO-Kommission