UNESCO würdigt bedeutende historische Dokumente, die in der Schweiz aufbewahrt werden

Bern, 11.04.2025 – Die UNESCO hat mehrere in der Schweiz aufbewahrte Dokumente und Archivbestände in das internationale Register «Memory of the World» aufgenommen. Diese Anerkennung unterstreicht die aussergewöhnliche Bedeutung dieser Dokumente für das kollektive Gedächtnis der Menschheit.

Zu den diesjährigen Anmeldungen gehören:

Die Genfer Konventionen

  • Grundlegende Dokumente, heute aktueller denn je. Sie bilden den Kern des humanitären Völkerrechts und bis heute die Richtlinie für den Schutz der Opfer bewaffneter Konflikte.
  • Die Genfer Konventionen werden im Schweizerischen Bundesarchiv (Bern) aufbewahrt.

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Die Auzeichnungen von Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart

  • Zwei Pionierinnen der Literatur und Fotoreportage des 20. Jahrhunderts. Durch ihren kühnen Blick, ihr Engagement und ihre Erforschung der Welt waren ihre Werke prägend für ihre Zeit.
  • Die aufgenommenen Sammlungen werden in folgenden Institutionen aufbewahrt: in der Schweizerischen Nationalbibliothek (Bern), im Photo Elysée (Lausanne) und in der Bibliothek von Genf.

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„Ewiger Friede“

  • Gemeinsame Nominierung mit Frankreich.
  • Historischer Vertrag, der 1516 den «ewigen Frieden» zwischen Frankreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft  besiegelte.
  • Das in Deutsch verfasste Exemplar wird im Staatsarchiv Freiburg aufbewahrt, das lateinische Exemplar im französischen Nationalarchiv in Paris.

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Literarischer Nachlass von Friedrich Nietzsche

  • Gemeinsame Nominierung mit Deutschland.
  • Aufzeichnungen des Philosophen, Dichters und Komponisten mit weltweitem, interdisziplinärem Einfluss.
  • Die Nominierung umfasst vier Sammlungen. Drei davon werden in der Schweiz in folgenden Institutionen aufbewahrt: in der Universitätsbibliothek Basel, im Staatsarchiv Basel-Stadt und in der Stiftung Nietzsche-Haus (Sils Maria).

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Zeichnungen und Schriften von Kindern und Jugendlichen in Kriegszeiten in Europa (1914–1950)

  • Gemeinsame Aufnahme mit Deutschland, Frankreich, Kanada, Polen, Tschechien, dem Vereinigten Königreich und Spanien.
  • Erfahrungen von Kindern mit Konflikten, dokumentiert anhand von direkten und visuellen Berichten, die eine einzigartige Sichtweise auf die Auswirkungen von Kriegen ermöglichen.
  • Aufgenommen werden 17 Sammlungen, von denen drei in der Schweiz aufbewahrt werden: die Sammlung von Jugendlichen aus Buchenwald (1945–1946) im Archiv für Zeitgeschichte (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich); die Sammlung von Schulzeichnungen des Lehrers Jakob Weidmann (1939–1944) im Pestalozzianum (Zürich); die Zeitschrift «Freundschaft» des Kinderdorfs Pestalozzi (1950) im Kinderdorf Pestalozzi (Trogen).

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Die neu aufgenommenen Bestände zeugen von der Vielfalt und vom Reichtum des dokumentarischen Erbes der Schweiz. Das Spektrum reicht von den wichtigen Gründungstexten des humanitären Völkerrechts über diplomatische Aufzeichnungen, die die zwischenstaatliche Geschichte prägen, bis hin zu literarischen und fotografischen Zeugnissen herausragender Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Die aussergewöhnlichen Dokumente – persönliche Erzählungen, Korrespondenzen und visuelle Zeugnisse – veranschaulichen auch die Bedeutung des kollektiven Gedächtnisses sowie die Auswirkungen von Konflikten auf Menschen und Gemeinschaften.

Das 1992 von der UNESCO lancierte Programm «Memory of the World» soll das dokumentarische Erbe, das eine grundlegende Rolle für das Verständnis der menschlichen Geschichte und Kultur spielt, schützen, anerkennen und zugänglich machen. Das internationale Register erfasst Dokumente von universeller Bedeutung wie Manuskripte, Aufzeichnungen, Filme und Tonaufnahmen und ist damit eine der wichtigsten Initiativen des Programms.

Die Schweizerische UNESCO-Kommission ist für die Koordination und Umsetzung des Programms in der Schweiz zuständig. Sie wählt die Schweizer Nominierungen für die Aufnahme in das internationale Register der UNESCO aus und reicht sie ein. Gleichzeitig begleitet sie die Institutionen, die im Besitz von Dokumenten, Sammlungen und Beständen sind, beim Auswahlprozess. In Zusammenarbeit mit einer Expertengruppe stellt sie sicher, dass die Selektionskriterien erfüllt sind, und gewährleistet eine strategische Auswahl der Vorschläge.

Zitate:

Nicolas Ducimetière, Mitglied der Schweizerischen UNESCO-Kommission:

«Die Neuaufnahmen erhöhen die Sichtbarkeit des dokumentarischen Erbes der Schweiz und verdeutlichen das Engagement unseres Landes für die Wahrung des ‹Gedächtnisses der Menschheit›. Wir freuen uns über diese Anerkennung und die Arbeit, die die beteiligten Archive geleistet haben.»

Cécile Vilas, Mitglied der Schweizerischen UNESCO-Kommission:

«Die Neuaufnahmen rücken Zeitzeugnisse ins Zentrum, die auch heute noch sehr aktuell und relevant sind. Die Erinnerungen müssen unbedingt bewahrt und für künftige Generationen erhalten werden, da sie für das Verständnis der heutigen Welt von entscheidender Bedeutung sind.»

Insgesamt wurden 74 neue Einträge in das internationale Register vom Exekutivrat der UNESCO anlässlich seiner 221. Sitzung genehmigt. Diese Entscheidung bereichert das Internationale Register „Memory of the World“ und unterstreicht die Bedeutung des dokumentarischen Erbes für die Weitergabe von Geschichte, Kultur und kollektiver Erinnerung auf globaler Ebene.

Adresse für Rückfragen:
Christof Bareiss
Schweizerische UNESCO-Kommission
Tel.: +41 58 461 17 35
christof.bareiss@eda.admin.ch