Dokumente des Programms zur Ausrottung der Pocken

Auf Antrag der Weltgesundheitsorganisation 2017 in das Weltdokumentenerbe-Register aufgenommen

📍 Weltgesundheitsorganisation, Genf

Die Akten des Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Ausrottung der Pocken bilden ein einzigartiges Ensemble von Originaldokumenten im Zusammenhang mit dieser Ausrottungskampagne. Sie zeigen die gewaltigen Anstrengungen, die unternommen wurden, um diese verheerende und weitverbreitete Krankheit zu bekämpfen. Nie zuvor hatte man so etwas gesehen: Die gezielte, systematische und weltweite Ausrottung einer Krankheit. Die Akten sind eine einzigartige Informationsquelle. Sie zeigen, welche Entscheidungen und Aktivitäten des WHO-Hauptsitzes und der Regionalbüros schliesslich zum Erfolg des Programms geführt haben.

Als die Diplomaten 1945 zusammentrafen, um die Vereinten Nationen zu gründen, stand auch die Errichtung einer internationalen Gesundheitsorganisation zu Debatte. Die Verfassung der WHO wurde dann am 7. April 1948 verabschiedet. An dieses Gründungsdatum der WHO wird jedes Jahr mit dem Weltgesundheitstag erinnert. Die WHO zählt heute mehr als 7000 Mitarbeitende aus mehr als 150 Ländern, die in 150 nationalen Büros, sechs Regionalbüros und am Hauptsitz in Genf tätig sind.

1966 ersuchte die 19. Weltgesundheitsversammlung der WHO den WHO-Generaldirektor um die Durchführung eines weltweiten Programms zur Ausrottung der Pocken, einer Krankheit, die die Menschheit seit Jahrtausenden heimsuchte. 1980 bestätigte die 33. Weltgesundheitsversammlung den Schlussbericht der Globalen Kommission für den Nachweis der Ausrottung der Pocken und erklärte damit, dass die Pocken weltweit ausgerottet sind und ein erneuter Ausbruch unwahrscheinlich ist. Die Ausrottung der Pocken ist eine der grossen Erfolgsgeschichten des öffentlichen Gesundheitswesens. Es ist das erste und bisher einzige Mal, dass eine weltweit verbreitete Krankheit ausgerottet wurde.

«Aufgrund dieses aussergewöhnlichen Erfolges (Ausrottung der Pocken, Anm.d.Red.) und der Auswirkungen, die er auf das Leben der Menschen in aller Welt hatte und weiterhin haben wird, ist es sehr wichtig, dass Gesundheitsbehörden, Historiker und künftige Generationen Zugang haben zu den Unterlagen, auf deren Grundlage diese Schlussfolgerungen (der Globalen Kommission für den Nachweis der Ausrottung der Pocken, Anm.d.Red.) gezogen wurden.»
H. Mahler (1923-2016, Generaldirektor der WHO von 1973 bis 1988)

Das Archiv des Programms zur Ausrottung der Pocken wird von der Archivabteilung des WHO-Sitzes in Genf betreut. Es handelt sich um eine abgeschlossene Sammlung, die die Jahre 1948 bis 1987 abdeckt; der Grossteil der Dokumente stammt aus den Jahren 1965 bis 1980. Der Umfang der Sammlung beträgt 122 Laufmeter, 600 Archivkartons, mehr als 2000 Ordner, 732 000 Schriftstücke, 15 000 Abbildungen und 500 Karten. Im Archiv befinden sich des Weiteren Aufklärungskarten, die vor Ort verwendet wurden, Medaillen, signierte Urkunden, Gebrauchsgegenstände, Briefmarken, Impfbesteck und sogar ein «Pockengott» aus Nigeria. Archiviert wurden alle Briefe, Mitteilungen und Verlautbarungen, die der Koordinierung und Verwaltung des globalen Programms vom Hauptsitz über die Regionalbüros und die nationalen Büros bis hin zu den Bezirken und Dörfern überall dort dienten, wo die Krankheit bekämpft wurde.

2009 beschloss die Archivabteilung, die Bestände mit Unterstützung der Abteilung für Seuchenbekämpfung zu digitalisieren, um die Originale vor Beschädigungen durch manuelle Handhabung zu schützen. Die Digitalisierung wurde 2010 abgeschlossen. Insgesamt wurden 2411 Ordner digital erfasst und auf einer eigenen Website zugänglich gemacht.